Siegfried Liebe wurde am 18.08.1906 in Dresden als Sohn des Architekts Paul Liebe geboren. 1925 erhielt er das Abitur am König-Georg-Gymnasium, ebenfalls in Dresden. In den folgenden vier Jahren studierte er Medizin, zunächst in Göttingen, dann in Bonn, Wien und Leipzig. Dort promovierte er am 14.7.1930 mit seiner Dissertation mit dem Titel "Beiträge zur Epidemiologie der Infektionskrankheiten. Scharlach, Masern, Diphtherie und Keuchhusten" und legte anschließend die Approbation ab. In den Jahren 1930/31 absolvierte Liebe sein Medizinalpraktikantenjahr an der Universitäts-Kinderklinik in Leipzig und beendete bis 1932 seine Ausbildung am Pharmakologischen Institut der Universität Halle, sodass er ab diesem Zeitpunkt eine Stelle als Assistentsarzt an der Universitäts-Kinderklinik der Charité Berlin erhielt. Schon ein Jahr später jedoch ging er zurück nach Leipzig, um dort Assistent an der Universitäts-Kinderklinik zu werden.
Am 7.2.1940 habilitierte Siegfried Liebe mit seiner Arbeit "Zur Diagnose und Prognose geburtstraumatischer, intracranieller Blutungen" für das Fach der Kinderheilkunde. Kurz darauf übernahm er die Position des Oberarztes an der Universitäts-Kinderklinik in Leipzig. Ein Jahr später erhielt er die Möglichkeit, als Dozent in den universitären Betrieb einzusteigen, indem er Lehrveranstaltungen im Fach Kinderheilkunde in Form von Vorlesungen vor Studenten und Fortbildungskursen für praktizierende Ärzte sowie Unterricht an der Säuglings- und Kinderkrankenschwesterschule an der Universität Leipzig durchführte.
Unterbrochen wurde die medizinische Tätigkeit Liebes durch seine Einberufung zur Wehrmacht am 3.9.1939. Auch hier wurde er längere Zeit als Arzt eingesetzt. Seit Juli 1945 arbeite er wieder an der Universitäts-Kinderklinik Leipzig in seiner alten Stellung als Oberarzt. Ab 1949 übernahm Siegfried Liebe dann die Leitung der Städtischen Säuglingsklinik in Chemnitz und ab 1950 die ihm angebotene Leitung neueröffneten Säuglings- und Kinderklinik in Erfurt, welche er selbst mit gegründet hatte. Nebenher hielt er eine Vorlesung über "Pharmakotheraphie im Kindesalter" an der Universität Leipzig. Seit Einführung der Fortbildungskurse für Ärzte in Erfurt hatte er zudem die Vorträge aus dem Gebiet der Kinderheilkunde übernommen.
Siegfried Liebe blieb 9 Jahre lang an der Säuglings- und Kinderklinik. Parallel zu dieser Tätigkeit wurde er am 22.4.1954 als Professor mit Lehrstuhl an der Medizinischen Akademie Erfurt berufen, bis er 1959 als ordentlicher Professor für Kinderheilkunde an der Medizinische Fakultät und als Direktor der Kinderheilklinik der Universität Rostock gewonnen werden konnte. Jedoch verließ er Rostock schon 1961 wieder, um an der Universität Leipzig den Lehrstuhl für Kinderheilkunde einzunehmen. Zeitgleich wurde Prof. Liebe die Leitung der Kinderklinik der Universität Leipzig angetragen. In diesen Positionen blieb er bis zu seinem Ruhestand 1973.
Professor Liebe wurde im Jahr 1959 mit der Hufeland-Medaille für seine Verdienste um den Gesundheitsschutz, in der Organisation und Durchführung der medizinischen Betreuung geehrt. Zudem war er Mitglied der Deutschen Akademie der Wissenschaften in Berlin, des FDGB und seit 1959 Erster Vorsitzender der Sächsisch-Thüringischen medizinisch-wissenschaftlichen Gesellschaft für Kinderheilkunde. Er war Herausgeber der Zeitschrift "Kinderärztlichen Praxis" und Mitherausgeber der "Monatsschrift für Kinderheilkunde" und der Zeitschrift "Pädiatrie und Grenzgebiete". Seit Oktober 1947 war Siegfried Liebe Mitglied der SED, beteiligte sich aber nach Einschätzungen von Parteigenossen in keiner Weise an politischen Tätigkeiten.
Änne Harms, Studentenbeitrag aus dem Jahr 2010.