Klinge, latinisiert Clingius, geboren um 1535 in Koblenz, bezog 1554 die Universität Rostock, wurde 1557 zum Bakkalar und anschließend zum Magister promoviert, worauf er 1559 die herzogliche Professur für Logik und Rhetorik und - vermutlich 1560 - die Professur für Dialektik erhielt. 1561 zum Licentiatus juris und 1579 zum Doktor der Jurisprudenz promoviert, behielt er zunächst seine Stellung in der Artes-Fakultät bei. Bereits 1578 hatten sich David Chytraeus und Simon Pauli dafür verwendet, ihm eine Professur für Römisches Recht (Pandekten) zu übertragen, doch erst der Tod von Laurentius Pankelow ermöglichte ihm 1595 die Übernahme der Professur für Institutionenrecht. Clingius´ Bedeutung liegt vor allem auf politisch-administrativem Feld. Durch vielfältige Tätigkeiten wirkte er im Spannungsfeld zwischen Herzog, Universität und Stadt. 1569 hat er in Wismar in einem Konflikt zwischen den Herzögen und der Stadt Rostock die Anliegen der Universität vertreten. 1570 wurde er Mitglied im herzoglichen Konsistorium, das als Beratungs- und Entscheidungsinstanz für Glaubensfragen ins Leben gerufen wurde. Seine engen Bindungen an das mecklenburgische Fürstenhaus werden durch die Ernennung zum herzoglichen Kirchenrat (1574), die Teilnahme an einer Gesandtschaft nach Schlesien (1591) und zum Augsburger Reichstag (1594) sowie die Berufung als Assessor am Hof- und Landgericht (1602) dokumentiert. Sein wissenschaftliches Profil wird in den Wirkungsjahren in der Artisten-Fakultät deutlich: Er war Vertreter einer von Melanchthon geprägten Gelehrtengeneration, dessen Lehrbücher für Rhetorik und Dialektik er im Unterricht verwendete; daneben waren ihm die Reden Ciceros wichtig. In der Dialektik legte er das "Organon", die Zusammenfassung der aristotelischen Schriften zur Logik, zugrunde. Als Autor trat er wenig in Erscheinung; eine ihm zugeschriebene Rostocker Chronik von 1555-1589 stammt vermutlich nicht von ihm. Dennoch muß er bei Studenten und Kollegen großes Ansehen genossen haben, wie zahlreiche ihm gewidmete Schriften belegen. Gestorben ist er am 5. Dezember 1610 in Rostock.
Thomas Elsmann
aus: Hartwig, Angela; Schmidt, Tilmann (Hg.): Die Rektoren der Universität Rostock 1419-2000. Rostock 2000 (BGUR 23), S. 82.