Weil Eschenbach, geboren am 20. August 1712 in Rostock, auf Wunsch seines Vaters Apotheker werden sollte, ging er 1727 nach Leipzig in die Lehre, studierte jedoch später Medizin an der Universität Rostock, wo er mit einer Dissertation über den Skorbut am 1736 promoviert wurde. Da ihm die erhoffte Niederlassung in St. Petersburg verwehrt wurde, ließ er sich in Dorpat als praktischer Arzt nieder und kehrte 1737 über Riga, Danzig und Stettin nach Rostock zurück. Hier praktizierte er drei Jahre und ging dann über Hamburg, Amsterdam, Antwerpen und Brüssel zur chirurgischen Weiterbildung nach Paris, wo er Schüler des Chirurgen Nicolas la Serre (gest. 1751) war. Daneben betrieb er anatomische, geburtshilfliche sowie mathematische und andere naturwissenschaftliche Studien. Mit der Absicht, sich in Amsterdam niederzulassen, reiste er dorthin, wurde aber durch den Tod seines Vaters 1742 zur Heimkehr nach Rostock bewogen, wo er eine Praxis eröffnete und nebenher chirurgische und medizinische Vorlesungen hielt. Im März 1756 berief ihn der Rat der Stadt zum Professor der Mathematik und wählte ihn 1766 zum Stadtphysikus mit Verleihung des Professorentitels. Damit übernahm er die Aufsicht über die medizinische Versorgung der Einwohner Rostocks und umliegender Gemeinden. Ihm oblag sowohl die Begutachtung ungewöhnlicher Todesfälle und der Unfalltoten als auch die Beurteilung psychisch Kranker und die hygienische Kontrolle aller ein- und auslaufenden Schiffe. Eschenbach veröffentlichte 17 Monographien, darunter ein lateinisches "Handbuch der gerichtlichen Medizin", ferner das erste in deutscher Sprache geschriebene Studentenlehrbuch der Chirurgie, sowie 21 in lateinischer Sprache gehaltene Reden und 26 allgemeinverständliche Aufsätze in deutscher Sprache. Er forderte frühzeitig eine prophylaktische Tätigkeit des Arztes; so trat er bereits 1766 und damit 130 Jahre vor Edward Jenner (gest. 1823) für die iatrogene Inokulation der Blattern ein. Eschenbach ist am 23. März 1788 in Rostock gestorben.
Werner Teichmann
aus: Hartwig, Angela; Schmidt, Tilmann (Hg.): Die Rektoren der Universität Rostock 1419-2000. Rostock 2000 (BGUR 23), S. 121.