Elze, geboren am 16. Februar 1885 in Halle an der Saale, gestorben am 9. April 1972 in Kassel, studierte Medizin in Freiburg und Halle; Promotion in Freiburg 1908, in Wien 1912, Habilitation in Heidelberg 1912. Mitarbeit bei Franz Keibel in Freiburg (gest. 1904), Prosektor bei Franz Hochstetter in Wien (1909-1912) und Hermann Braus in Heidelberg (1912-1921). Professor der Anatomie in Rostock (1921), Gießen (1936) und Würzburg (1940); Emeritierung 1952. Bei der Rektorwahl 1931 wurde der "Demokrat" Elze dem "deutschnationalen" Gegenkandidaten vorgezogen. Die Rektoratsrede hielt er über "Die erzieherische Aufgabe der Anatomie", denn der Unterricht war ihm sehr wichtig. Er wollte den Hörern "ein lebendiges Bild vom Bau und Getriebe des menschlichen Körpers vermitteln". Dabei und in seinen "Ergänzungsstunden" zur Vorlesung ging es ihm darum, nicht nur Mediziner, sondern Ärzte zu bilden. Seine wissenschaftliche Arbeit begann mit der Entwicklungsgeschichte und galt vorwiegend der makroskopischen Anatomie und der anatomischen Präparierkunst. Von 1934 bis 1967 hat er die "Zeitschrift für Anatomie und Entwicklungsgeschichte" herausgegeben, sich dabei durch Ablehnung unzulänglicher Manuskripte bei manchen Kollegen unbeliebt gemacht. Sein Lebenswerk ist die Fortführung und Vollendung der "Anatomie des Menschen" von H. Braus (gest. 1924). Viele Ergebnisse eigener Untersuchungen hat er nur in diesem Buch publiziert, in dem die Anatomie vom lebendigen, nicht vom toten Menschen her gesehen wird. Wegen dieses Interesses an der Anatomie der Lebenden legte er großen Wert auf die Zusammenarbeit mit den Klinikern, interessierte sich aber auch für Naturheilkunde. Nicht nur Gegenstand der Ergänzungsstunden waren die Geschichte der Medizin überhaupt, vor allem der Begründer der modernen Anatomie Andreas Vesalius und seine Zeitgenossen, auch Paracelsus, und die anatomischen Namen. Elze bedauerte die fast allgemeine Hinwendung der Anatomen zur Histologie, der mikroskopischen Anatomie, und zitierte gerne Kussmaul: "Ärzte ohne Anatomie gleichen den Maulwürfen: sie arbeiten im Dunkeln und ihrer Hände Werk sind Erdhügel".
Reinhard Elze
aus: Hartwig, Angela; Schmidt, Tilmann (Hg.): Die Rektoren der Universität Rostock 1419-2000. Rostock 2000 (BGUR 23), S. 213.