Am 5. April 1845 in Nürnberg geboren, studierte Johann Friedrich Siegmund Merkel ab 1864 Medizin an den Universitäten Erlangen, Greifswald und Göttingen, promovierte 1869 in Erlangen und begann seine akademische Laufbahn im gleichen Jahr als Prosektor bei Jacob Henle (gest. 1885) am Anatomischen Institut in Göttingen, wo er sich 1870 für Anatomie habilitierte. Zu Michaelis 1872 wurde er als Ordinarius und Direktor des Anatomischen Instituts an die Universität Rostock berufen, wo er elf wissenschaftlich fruchtbare Jahre verbrachte. 1883 folgte er einem Ruf nach Königsberg, ging aber bereits 1885 als Nachfolger seines Lehrers J. Henle nach Göttingen, wo er bis zu seinem Tode am 28. Mai 1919 lehrte.
Merkel arbeitete vor allem über anatomische und histologische Themen, machte sich aber auch um die mikroskopische Technik verdient. In die Rostocker Zeit fallen seine Bearbeitung der makroskopischen Anatomie des Auges in Graefe-Saemisch"s "Handbuch der gesamten Augenheilkunde" (1874) und die Publikation über "Das Mikroskop und seine Anwendung" (1875). Große Bedeutung hatte seine Entdeckung der Form der freien Nervenendigungen, die er in der Arbeit "Über die Endigungen der sensiblen Nerven in der Haut der Wirbeltiere" (1880) beschrieb und die seitdem als "Merkelsche Tastzellen", "Merkel-Tastscheiben" oder "Merkel-Körperchen" bezeichnet werden. Er galt auch als hervorragender Anthropologe und beschäftigte sich mit der Urgeschichte des Menschen ("Deutschlands Ureinwohner", 1873). Die von ihm entwickelte Methode zum Vergleich verschiedener Schädel, auf deren Grundlage er später zwei prähistorische Schädel rekonstruierte, ging als "Deutsche oder Frankfurter Horizontale" (1884) in die Anthropologie ein. In Anerkennung seiner wissenschaftlichen Verdienste wurde Merkel 1880 in die Deutsche Akademie der Naturforscher Leopoldina aufgenommen.
Isolde Schmidt
aus: Hartwig, Angela; Schmidt, Tilmann (Hg.): Die Rektoren der Universität Rostock 1419-2000. Rostock 2000 (BGUR 23), S. 162.