Schirrmacher wurde am 29. April 1824 in Danzig geboren. Er studierte von 1845 bis 1848 an den Universitäten Berlin und Bonn Philosophie und Geschichte, unter anderem bei Leopold von Ranke (gest. 1886), und wurde 1848 in Berlin zum Doktor der Philosophie promoviert. Nach längerem Schuldienst in Berlin und Liegnitz erhielt er zum Wintersemester 1866/67 den Ruf nach Rostock, wo er fast vier Jahrzehnte das gesamte Gebiet der Geschichte, mit Einschluß der historischen Geographie, vertrat. Für die moderne Aufgliederung der Geschichtswissenschaft nach Epochen und Sachgebieten fehlten der mecklenburgischen Landesuniversität damals noch die Mittel. In den frühen Rostocker Jahren intensivierte Schirrmacher, wie von der Universität bei seiner Berufung gewünscht, die Bemühungen um die Geschichte Mecklenburgs. Von seinen Forschungen sind zu nennen Arbeiten über die Geschichte der letzten Hohenstaufen, über die Entstehung des Kurfürstenkollegiums, ferner ein Liegnitzer Urkundenbuch und eine Edition zur Vorgeschichte des Marburger Religionsgesprächs von 1529 und des Augsburger Reichstages von 1530. Der Rolle Schirrmachers als "Polyhistor" entspricht sein vierbändiges Handbuch zur Geschichte von Spanien (1881-1902). Die programmatische Rektoratsrede zum Akademischen Jahr 1878/79, der Schirrmacher 1885 eine zweibändige Biographie folgen ließ, galt dem mecklenburgischen Herzog Johann Albrecht I. (15471576). Neben der Professur hatte er mehrere akademische Nebenämter inne, so das Direktorat des Münzkabinetts und seit 1874 die Stellung als Bibliothekar, zuletzt mit dem Titel eines Oberbibliothekars. Als ein Historiker, den souveräne Meisterschaft im Umgang mit den Quellen auszeichnete, war Schirrmacher ein charakteristischer Vertreter seiner Epoche in eher reichsgeschichtlicher, zum Teil im romantischen Stil der Zeit die Herrscherpersönlichkeiten verklärender Ausrichtung. Bis kurz vor seinem Tod lehrend, starb Schirrmacher am 19. Juni 1904 in Rostock.
Niklot Klüßendorf
aus: Hartwig, Angela; Schmidt, Tilmann (Hg.): Die Rektoren der Universität Rostock 1419-2000. Rostock 2000 (BGUR 23), S. 158.