Müller wurde am 18. Oktober 1631 in Lübeck geboren, wohin seine Eltern wegen des Dreißigjährigen Krieges geflohen waren. Er besuchte die Lateinschule in Rostock und hatte gleichzeitig Unterricht in orientalischer Sprache und philosophischen Fächern. 1648 begann er in Greifswald das Studium der Theologie und setzte es 1650 in Rostock fort. Nach dem Erwerb des Magistergrades 1651 machte er eine Bildungsreise durch Nord- und Mitteldeutschland. Anschließend hielt er Vorlesungen an der Philosophischen Fakultät in Rostock. Er erregte mit seinen Predigten Aufsehen; daher wurde er 1653 zum zweiten Geistlichen an St. Marien berufen. 1655 legte er die Prüfung für den theologischen Doktorgrad ab. Die Würde wurde ihm jedoch nicht verliehen, weil seine geistliche Stellung ihr nicht entsprach. Der Rat der Stadt Rostock übertrug ihm eine theologische Professur. Dagegen erhob der Herzog als Mitpatron der Universität Einspruch. Müller wurde deshalb 1659 rätlicher Professor der griechischen Sprache. 1660 ließ er sich in Helmstedt promovieren, obwohl er versprochen hatte, den Grad nur in Rostock zu erwerben. Offensichtlich genoß er erhebliche Protektion, so daß sich die Verstimmung, die er verursacht hatte, beheben ließ. 1662 war Müller Dekan der Philosophischen Fakultät, legte dieses Amt aber nieder, als er eine Professur für Theologie erhielt. Im selben Jahr rückte er zum ersten Pastor von St. Marien auf. Dennoch bewarb er sich vergeblich um Hauptpastorate in Lübeck und Hamburg. Er blieb bis an sein Lebensende in Rostock. Dreimal war er Dekan der Theologischen Fakultät. 1671 wurde er Superintendent in Rostock. Hier starb er am 13.(a.St.)/23.(n.St.) September 1675.
Müller bemühte sich in seinen deutschen Predigtsammlungen und Andachtsbüchern um eine Verinnerlichung des Glaubens und führte somit, ohne sich dessen bewußt zu sein, die lutherische Orthodoxie zum Pietismus. Seine Andachtsbücher sind in Auszügen bis ins 20. Jh. aufgelegt worden. Müllers bildhafte und klare Sprache dürfte nicht geringen Einfluß auf die Entwicklung des Deutschen gehabt haben.
Helge Bei der Wieden
aus: Hartwig, Angela; Schmidt, Tilmann (Hg.): Die Rektoren der Universität Rostock 1419-2000. Rostock 2000 (BGUR 23), S. 109.