Chytraeus, am 15. März 1543 in Menzingen geboren, besuchte mit zehn Jahren die Lateinschule Johannes Sturms in Straßburg. 1555 folgte er seinem Bruder David nach Rostock, wo er in der Artistenfakultät immatrikuliert wurde. 1562 erwarb er das Bakkalaureat und den Grad eines Magisters der Künste. 1564 berief ihn Herzog Ulrich III. von Mecklenburg-Güstrow (1555-1603) zum Professor für lateinische Sprache an die Rostocker Universität. Von 1565 bis 1567 unternahm er eine ausgedehnte Bildungsreise durch Europa. Nach seiner Rückkehr erhielt er die Professur für Poetik. 1569 erstmals mit dem Dekanat der Artistenfakultät betraut, bemühte er sich um die Anlage einer Bibliothek, die als Grundstock der Universitätsbibliothek gelten kann. Um 1575 zum Poeta laureatus gekrönt, wurde er im September 1579 neben seinem Professorenamt zum Rektor der Rostocker Lateinschule (später Große Stadtschule) berufen. Seit 1590 war er in verschiedene theologische Konflikte verstrickt; der Vorwurf, Anhänger des Kalvinismus zu sein, führte im Juli 1593 - nach mehrmaligen Versuchen der Rechtfertigung - zur Entlassung aus städtischen und herzoglichen Diensten. Im September 1593 übernahm er das Rektorat der Lateinschule in Bremen, wo er am 25. Februar 1598 starb.
Chytraeus stand lange Zeit im Schatten seines Bruders David; zugleich wirkte der Vorwurf nach, ein verkappter Kalvinist zu sein. Tatsächlich offenbarte er bereits in den 1580er Jahren Tendenzen, die ihn den Reformierten nahebrachten, ohne daß es sich um offene Parteinahme gehandelt hätte. Es gelang ihm in einer Phase der lutherischen und reformierten Konfessionalisierung jedoch nicht, seine Person den Konflikten zu entziehen. Er zählt zu den hervorragenden Vertretern einer Generation von protestantischen Schul-und Universitätshumanisten in der Tradition Melanchthons. Ein Teil seines Werkes bezog sich folglich auf schulische Belange, an der Spitze der "Nomenclator Latinosaxonicus", ein lateinisch-niederdeutsches Schulbuch, das bis ins 17. Jh. Verwendung fand, und eine "Grammatica latina".
Thomas Elsmann
aus: Hartwig, Angela; Schmidt, Tilmann (Hg.): Die Rektoren der Universität Rostock 1419-2000. Rostock 2000 (BGUR 23), S. 85.