Otto Johann Friedrich Nasse wurde in Marburg am 2. Oktober 1839 geboren. Nach einem Medizinstudium in Genf, Bonn, Marburg und Berlin folgte im Jahr 1862 die Promotion in Berlin und 1866 in Halle an der Saale die Habilitation. 1880 wurde er als Professor für Pharmakologie und physiologische Chemie an die Universität Rostock berufen, wo die Kombination beider Fächer über Jahrzehnte Bestand hatte. In dieser Stellung hat er gelehrt, bis 1897 ein apoplektischer Insult, der Sprachstörungen hinterließ, den Forscher zwang, um Enthebung von Lehrauftrag und Institutsleitung nachzusuchen. Er starb dann in Freiburg am 20. Oktober 1903.
Nasses Untersuchungen konzentrierten sich auf die Chemie der Muskulatur, den Kohlenhydratabbau, die Fermentwirkung und die Physiologie des Darmes. Ihm gelang der Nachweis von Glykogen als Bestandteil des Muskels; auch konnte er zeigen, daß Stärke und Glykogen durch Speichel und Pankreassekret nicht bis zu den Monosacchariden abgebaut werden, wie früher angenommen worden war. Ferner vermochte er als erster, zwei verschiedene Bindungsarten (locker/schwer abspaltbar) von Schwefel im Eiweißmolekül nachzuweisen. Zu seinen bedeutendsten Schülern gehörten der Pharmakologe Arthur Heffter (gest. 1925) und der physiologische Chemiker Hans Thierfelder (gest. 1930). Großes Verdienst erwarb sich Nasse schließlich durch die Gründung der Rostocker Naturforschenden Gesellschaft.
Werner Teichmann
aus: Hartwig, Angela; Schmidt, Tilmann (Hg.): Die Rektoren der Universität Rostock 1419-2000. Rostock 2000 (BGUR 23), S. 170.