Im Unterschied zur Mehrzahl der Magister und Studenten, die in den Anfangssemestern der Rostocker Universität aus Erfurt oder Leipzig überwechselten, kam Brekewolt aus Paris. Dort hatte der Sohn des Lübecker Bürgermeisters Cord Brekewolt 1415 mit Kursen im Kirchenrecht begonnen und im Frühjahr 1418 das Lizentiatsexamen abgelegt, und zwar als siebter von 33 Kandidaten, was eine eindrucksvolle Position im europaweiten Teilnehmerkreis bedeutete. Ein Studium in Paris war für Deutsche damals ungewöhnlich, hatte sich doch Frankreich im Großen Abendländischen Schisma für den Papst in Avignon, die deutschen Fürsten aber für den römischen und 1409 für den vom Konzil von Pisa gewählten Unionspapst entschieden, was studierwillige junge Leute zu entsprechender Parteinahme zwang. Doch die Neutralität der Pariser Universität mag dem Lübecker Kleriker dort das Studium ermöglicht haben. Wie sehr die Rostocker Kollegen den in Paris graduierten Kirchenrechtler schätzten, zeigt sich daran, daß gleich die erste Rektorwahl nach dem Gründungsrektorat Petrus Stenbekes auf Brekewolt fiel. Nach den Universitätsstatuten stand dem Kanonisten, der für die nova jura (Kodifikationen Bonifazï VIII. von 1298 und Clemensï V. von 1317) zuständig war, ein Salär von 100 Florenen zu. Daneben hatte Brekewolt wie alle seine klerikalen Kollegen Einkünfte aus Kirchenpfründen, zunächst zwei Vikarien in seiner Heimatstadt. Bewerbungen um Anwartschaften auf Kanonikate am Lübecker Dom und in Bützow, 1424 an der päpstlichen Kurie persönlich vorgetragen, hatten angesichts seiner Graduierung Erfolg. Nach Rom führte ihn aber noch ein anderer Grund. In Paris hatte er nämlich schwören müssen, nur dort den Doktorgrad zu erwerben. Nach Rostock gewechselt, bedurfte er des Dispenses von diesem Eid, um anderswo sich doktorieren lassen zu können. Allerdings hat er den Doktorgrad im kanonischen Recht doch nicht mehr erworben. Vor 1428 zog er sich nach Lübeck zurück und stellte seine juristischen Kenntnisse in den Dienst des Domkapitels. Zwischen 1432 und 1440 ist er gestorben und im Lübecker Dom begraben. Seines Todestages, des 26. November, gedachte der Domklerus mit Memorialdotationen. Für die Beziehungen seiner Familie zur Universität Rostock hat er die Grundlage gelegt, denn Neffen und Großneffen sind ihm dorthin gefolgt.
Tilmann Schmidt
aus: Hartwig, Angela; Schmidt, Tilmann (Hg.): Die Rektoren der Universität Rostock 1419-2000. Rostock 2000 (BGUR 23), S. 74.