Johann Wilhelm Josephi, am 8. März 1763 in Braunschweig geboren, wurde nach der Promotion 1785 in Helmstedt am Göttinger Theatrum anatomicum Privatdozent, dann Arzt und Geburtshelfer. Als außerordentlicher Professor und Prosektor 1789 nach Rostock berufen, bemühte er sich, den trockenen anatomischen Lehrbetrieb zu überwinden durch praktischen Unterricht mit Präparierübungen. Als "Zergliederungshaus" wurde ihm zunächst das ehemalige "Collegium juridicum" am Alten Markt zur Verfügung gestellt. Am 3. November 1790 konnte er das erste Anatomische Institut Rostocks eröffnen mit bewegenden Worten "Über die Vorteile öffentlicher anatomischer Lehranstalten". 1792 wurde er zum ordentlichen Professor ernannt, 1793 zum Hebammenlehrer. Seine auf eigene Kosten eröffnete Chirurgisch-klinische Anstalt zum Abhalten des praktisch-medizinischen Unterrichts mußte mangels finanzieller Mittel wieder geschlossen werden. Infolge unzulänglicher Seziermöglichkeiten wegen fehlender Bereitstellung von Leichen wandte sich Josephi seit 1805 von der Anatomie ab. Er war 1806 bis 1813 Regimentsarzt und Generalchirurg. Danach machte er sich besonders um die Entwicklung der Geburtshilfe verdient. Entsprechend waren seine Vorlesungen über Anatomie, Pathologie, Physiologie, Hygiene, Chirurgie, Militärarzneikunde, Ophthalmologie und Geburtshilfe. Letztere traten, auch mit Übungen am Phantom, immer mehr in den Vordergrund und wurden in Anlehnung an sein Hebammenlehrbuch (1797) gehalten. Von seinen zahlreichen Veröffentlichungen ist die bedeutendste eine Abhandlung über Extrauteringraviditäten. Zahlreiche populärwissenschaftliche Arbeiten zeugen von seiner aufklärenden Tätigkeit. Als Rektor verfaßte er 1805 eine Einladungsschrift zum Weihnachtsfest "Bruchstücke einer physischmedizinischen Beschreibung von Rostock", die Schilderungen enthält über die Entwicklung der Stadt, den Einfluß der Luft und die Ernährungsgewohnheiten der 13.556 Einwohner, ferner gab er "Rektoratsprogramme" über chirurgischmedizinische Beobachtungen heraus. Am 31. August 1845 ist Josephi in Rostock gestorben.
Gisela Teichmann
aus: Hartwig, Angela; Schmidt, Tilmann (Hg.): Die Rektoren der Universität Rostock 1419-2000. Rostock 2000 (BGUR 23), S. 134.