Fritz Haring wurde am 11. Januar 1907 in Dessau geboren. Sei Vater war im Ersten
Weltkrieg an der Westfront gefallen. Seine Mutter verstarb kurz nach seiner Geburt. Aufgrund
des frühen Verlustes beider Elternteile wuchs Haring bei seinem Großvater im
Harz auf. Dort besuchte er auch das Woltersdorf-Gymnasium in Ballenstedt ab 1914.
Nach elf Jahren Schulausbildung in jenem Gymnasium erhielt er sein Abitur.
Haring stammte aus einer alten provinzial-sächsischen Schäfermeisterfamilie, wodurch
er ein hohes Interesse an Tierzucht und Landwirtschaft entwickelte.
In den folgenden drei Jahren verdiente Haring seinen Unterhalt bei der Zuckerfabrik
Hoym. Er begann seine Tätigkeit für dieses Unternehmen in Neustadt/Harz als Lehrling
und nach mit „gut“ bis „sehr gut“ abgeschlossener Prüfung bei der Landwirtschaftskammer
Anhalt arbeitete er direkt in Hoym als Verwalter in der genannten Zuckerfabrik.
Ab 1928 studierte er in Jena und Halle an der Saale Landwirtschaft. Nach sechs Semestern
erhielt er sein Diplom als Landwirt mit der Note „sehr gut“. An das Studium schloss
sich eine Sonderausbildung in Spezialzweigen der Tierzucht an. Im Jahr 1932 nahm Haring
sodann eine Stelle als wissenschaftlicher Assistent bei der Versuchswirtschaft für
Schweinehaltung in Ruhlsdorf an. Im folgenden Jahr wurde er Mitglied der SA. Nach drei Jahren
verließ er diese paramilitärische Abteilung und wurde Mitglied in der NSDAP.
In der Zwischenzeit, 1934 bis 1937, war er als wissenschaftlicher Assistent am Tierzuchtinstitut
der Universität Halle tätig. Haring hatte bereits 1934 das erste Mal geheiratet.
Aus dieser Verbindung ging sein Sohn, Friedrich-Karl, hervor. 1940 heiratete er seine
zweite Frau Margarete, mit der er einen zweiten Sohn, Hans Joachim Friedrich, zeugte.
Nicht zuletzt durch seine Mitgliedschaft in den genannten NS-Organisationen konnte
Haring zwischen 1937 und 1945 den Posten des Hauptgeschäftsführers des Reichsverbandes
Deutscher Schweinezüchter bekleiden. Im August 1944 begann sein Militärdienst bei der Volks-Grenadier-Division 549. Ende
November 1944 wurde er in Ostpreußen so schwer verletzt, dass ein Oberschenkel amputiert
werden musste und seine rechte Hand verkrüppelte.
Nach dem Krieg trat Haring der SPD bei. Da er sich in der SBZ aufhielt, war er ab 1946
SED-Mitglied. Ebenfalls 1945 wurde er Mitglied der Gewerkschaft IG-Land und des
FDGB. Zwischen 1945 und 1949 arbeitete er als Tierzuchtwart und -berater sowie als Dozent
an der Universität Halle. 1949 habilitierte Haring in Halle an der Saale.[1]
Am 23. April 1949 berief ihn die Universität Rostock zum außerordentlichen Professor für Tierzucht.
Kurz darauf, am 1. Mai, wurde ihm die Leitung des Zentrums für Tierzucht in Dummerstorf
bei Rostock übertragen.
Im August 1952 erhielt er ebenfalls den Posten des Direktors des Institutes für Tierzucht,
welches er jedoch nicht mehr ausübte, da er im selben Monat das Staatsgebiet der
DDR verließ und eine Professur in Göttingen annahm. Von der Georg-August-Universität
in Göttingen hatte er bereits in der Mitte des Jahres einen Ruf bekommen. In einem
Schreiben vom 10. Juni 1952 vom Dekan der Landwirtschaftlichen Fakultät an das Ministerium
für Volksbildung des Landes Mecklenburg heißt es:
„Dem Ministerium ist ferner ebenfalls bekannt, daß Prof. Haring gleichzeitig einen sehr ehrenvollen Ruf nach einer
Fakultät in Westdeutschland erhalten hatte, diesen aber aufgrund seiner politischen
Überzeugung ablehnte, um seine Kraft dem Wiederaufbau der DDR zur Verfügung zu
stellen.“
Aus dem Schreiben geht weiter hervor, dass sich sowohl das Ministerium in Mecklenburg
als auch das übergeordnete in Berlin gegenseitig die Schuld zuwiesen, dass Haring
nach drei Semestern noch immer keine formelle Bestätigung der Professur erhalten hatte.
Der Dekan drängte an dieser Stelle, dass das Ministerium Mecklenburgs endlich handeln
möge, da man Haring sonst verlieren würde, was man natürlich nicht wollte, da es
sich in dieser „Angelegenheit [um] eine Prestigefrage“ handelte. Dazu kam es jedoch
nicht mehr. Im August schrieb Haring an den Rektor der Universität Rostock, Professor
Dr. Schlesinger:
„Hochverehrte Magnifizenz! Ich erlaube mir, meine Tätigkeit als Inhaber
des Lehrstuhls für Tierzucht und Direktor des Instituts für Tierzucht der Universität
Rostock hierdurch nach der gesetzlichen Kündigungsfrist von 14 Tagen zu kündigen. Ich
habe mich entschlossen, die am 31. Juli ausgesprochene Berufung auf den Lehrstuhl für
Tierzucht der Georg-August-Universität Göttingen anzunehmen.“
Nach seinem Umzug war Haring 1958 Mitherausgeber des Grundlagenbuches für Tierzüchter
Handbuch der Tierzucht, welches „für alle wiss. arbeitenden Tierzüchter ein
unentbehrliches Informationsmittel geworden ist."[2] Sein wohl wichtigstes Werk entstand
ebenfalls in Göttingen: Schafzucht erschien bis 1984 in der siebten Auflage. Im selben
Jahr erhielt Haring die Hermann-von-Nathusius-Medaille. Seit 1928 wird von der Deutschen
Gesellschaft für Züchtungskunde e.V. im Gedenken an Hermann Engelhard von
Nathusius, einem bedeutenden deutschen Tierzüchter, diese Medaille gestiftet. Mit der
im Regelfall jährlichen Verleihung werden Persönlichkeiten geehrt, welche sich in der
Tierzucht und Produktkunde ausgezeichnet haben.[3]
1972 wurde Haring altersbedingt emeritiert, stand der Georg-August-Universität jedoch
auch im Ruhestand weiterhin zur Verfügung.[4]
Am 24.9.1990 verstarb Fritz Haring in Göttingen.[5]
Marlon Gollnisch, Studentenbeitrag aus dem Jahr 2009.