Am 08.08.1907 wurde Anne Lise Kammradt als Tochter eines Postbeamten in Greifswald geboren. Nachdem sie 1927 ihr Abitur an der Kaiserin-Viktoria-Schule in Greifswald absolviert hatte, widmete sie sich dem Medizinstudium an der dortigen Universität. Im Anschluss an das medizinische Staatsexamen im Jahr 1932 war sie als Medizinalpraktikantin im städtischen Krankenhaus Bremen wie auch an der Universitäts-Ohrenklinik in Greifswald tätig.
Im September 1934 heiratete Anne Lise Kammradt Prof. Dr. Johannes Schubel, den späteren Direktor der Greifswalder Universitäts-HNO-Klinik und schenkte diesem bis zum Jahre 1943 fünf Kinder, die später alle eine ärztliche Laufbahn einschlugen. Im Jahre 1937 promovierte sie mit der Dissertation: "An Hand des Materials der Chirurgischen Klinik aus den letzten 20 Jahren soll festgestellt werden, ob bei chirurgischen Nierenerkrankungen die rechte oder die linke Seite vorzugsweise befallen wird und ob sich daraus Rückschlüsse auf die Entstehung der Natur der Krankheiten ziehen lassen". Im Jahre 1951 verstarb ihr Mann, Johannes Schubel, leider frühzeitig.
Anne Lise Schubel nahm die Arbeit wieder auf und arbeitete bis 1954 am Pathologischen wie auch am Anatomischen Institut der Universität ihrer Heimatstadt als Assistentin. Bevor sie 1956 als Oberärztin am Anatomischen Institut der Universität Rostock tätig war und gleichzeitig die kommissarische Leitung des Instituts übernahm, war sie als Oberassistentin im Anatomischen Institut Jena tätig. Nachdem sie ein Jahr später an der Friedrich-Schiller-Universität Jena mit der Schrift über "Die Area postrema des Menschen" habilitierte, wurde Anne Lise Schubel 1958 zur Dozentin für das Fachgebiet Anatomie an der medizinischen Fakultät der Universität Rostock ernannt. Jedoch erfolgte schnell ein Wechsel an die Universität Greifswald, wo sie eine Professur mit Lehrstuhl für das Fachgebiet der Anatomie an der Medizinischen Fakultät der Ernst Moritz Arndt Universität erhielt und Direktorin des Anatomischen Instituts Greifswald war. Diese Tätigkeiten übte Frau Professor Dr. Schubel bis zu ihrer Emeritierung am 31. August im Jahre 1968 aus.
Sie arbeitete wissenschaftlich in der vergleichenden Anatomie zu Hunde- und Wolfsschädeln, zu den Glucose-Einschlüssen im ZNS und in den Muskelspindeln. Zwei ihrer bekanntesten Publikationen sind: "Grundriß der Anatomie und Physiologie des Menschen: Einführung für mittlere medizinische Fachkräfte" und "Grundriß der Anatomie". Weiterhin war sie Mitautorin am "Wörterbuch der Medizin". Als Anerkennung für ihre Lebensleitungen erhielt sie zweimal die Hufelandmedaille, davon einmal in Gold, und die Lohmannmedaille. Anne Lise Schubel verstarb am 19.05.1988 in Stralsund und wurde in Greifswald beigesetzt.
Pauline Wiebking, Studentenbeitrag aus dem Jahr 2010.