Dr. Klemens Wildt wurde am 11. November 1901 als jüngstes Kind eines Eisenbahn-Obersekretärs geboren. Nachdem er 1922 an der Oberrealschule in Essen sein Abitur ablegte, begann er noch im selben Jahr ein Studium an der Deutschen Hochschule für Leibesübungen in Berlin. Gleichzeitig studierte er an der Universität Berlin die Fächer Geschichte, Geografie und Germanistik. Seine Diplomprüfung zum staatlichen Turn- und Sportlehrer konnte er im Jahr 1925 erfolgreich abschließen. Wenig später zog es den gebürtigen Dortmunder nach Leipzig, wo er sein Studium fortsetzte (Geschichte, Philosophie, Pädagogik und Psychologie) und Assistent am Institut für Leibesübungen der Universität Leipzig wurde. Dort sammelte er zahlreiche praktische Erfahrungen bei der Leitung von Seminaren und führte verschiedene Verwaltungsaufgaben aus. (Vgl. UAR, PA, Bd. 2, Bl. 1, 259)
Im Oktober 1929 trat Klemens Wildt die freie Stelle des Universitäts-Turn- und Sportlehrers in Rostock an und wurde zum Leiter des seit 1927 bestehenden Instituts für Leibesübungen ernannt. Anfangs bestand seine Aufgabe in der Durchführung des Pflichtsports der Philologen und des freiwilligen Sports. Erst als im April 1930 die Turnlehrerausbildung dem Institut übertragen wurde, begann die Einrichtung des Studiums der Leibesübungen in Rostock. Verbunden mit dem Aufbau des Studiums in theoretischer und praktischer Hinsicht, waren Wildts erste Dienstjahre durch den Ausbau der Institutsräume, die Errichtung der Sportstätten (z.B. Sportplatz, Tennisanlage, Bootshaus) sowie die Beschaffung der wichtigsten wissenschaftlichen Hilfsmittel geprägt. In diesen Zeitraum fallen auch seine mündliche Doktorprüfung und die Annahme seiner Dissertation (Friedrich Ludwig Jahn und das deutsche Turnen.) durch die Universität Leipzig. (Vgl. UAR, PA, Bd. 2., Bl. 259, 335)
Im Jahr 1933 vollendete Dr. Wildt seine Habilitationsschrift (Die Entwicklung des Übungsstoffes und der Lehrweise der deutschen Leibesübungen im 19. Jahrhundert) und erwarb mit ihrer Verteidigung an der Philosophischen Fakultät der Universität Rostock die venia legendi für das akademische Lehrfach "Geschichte und Pädagogik der Leibesübungen". Damit war Wildt der vierte deutsche Hochschullehrer, der mit einem sportwissenschaftlichen Thema habilitierte. (Vgl. Pahncke, Wolfgang: Die Universität 1419-1945. Rostock 1972, S. 211)
In den Folgejahren trieb er den Ausbau des Instituts weiter voran und so konnten im Winter 1937/1938 die neuen Räumlichkeiten in der Schwaanschen Straße bezogen werden. Nebenbei veröffentlichte Wildt einige wissenschaftliche Arbeiten, "die im wesentlichen frei von faschistischer Ideologie waren" (Pahncke, 1972, S. 211). Seine Ernennung zum Dozenten fällt in das Jahr 1940. Wenige Monate zuvor wurde Wildt zum Regierungsrat ernannt. Ein umstrittenes Disziplinarverfahren gegen ihn, seine kurzzeitige Absetzung als Institutsdirektor sowie die Ablehnung des Antrages auf eine Professur deuten allerdings auf eine Konfrontation zwischen Wildt und dem nationalsozialistischen Regime hin. (Vgl. Pahncke, 1972, S. 208 ff; UAR, PA, Bd. 2, Bl. 251, 244)
1944 wurde K. Wildt mit einem Lehrauftrag an der Philosophischen Fakultät an das Hochschulinstitut für Leibesübungen der Universität Graz versetzt (vgl. UAR, PA, Bd. 2, Bl. 338). Dort blieb er bis Kriegsende. Seine nächste und letzte berufliche Station war ab 1949 eine Tätigkeit am Institut für Leibeserziehung der Universität Bonn, dessen Leitung er in den Jahren 1952 bis 1967 übernahm. Sein Engagement, selbst nach seiner Emeritierung und bis zu seinem Tod im Jahr 1980, erweiterte er als Mitglied in zahlreichen nationalen sowie internationalen Gremien und Kommissionen. Sein Verdienst als Sporthistoriker findet noch heute eine hohe Anerkennung.
Michael Landeck, Studentenbeitrag aus dem Jahr 2010.