Lütkemann, geboren am 15. Dezember 1608 Demmin, begann sein Studium an der Universität Greifswald und setzte es am Pädagogium in Stettin und an der Universität Straßburg fort, wo er durch den Theologen Johann Schmidt im Geiste Johann Arndts geprägt wurde. Zwischen 1634 und 1636 unternahm er Bildungsreisen nach Frankreich und Italien und kehrte anschließend zurück, um ab 1637 an der Universität Rostock seine Studien fortzusetzen. 1639 begann er in der Philosophischen Fakultät zu lehren und wurde 1643 zum Professor der Physik und Metaphysik ernannt. Nachdem er in Greifswald für das theologische Lizentiat disputiert hatte, erhielt er 1646 von der Rostocker Theologischen Fakultät die Erlaubnis, theologische Vorlesungen zu halten. Doch es war dann wieder die Universität Greifswald, die ihm 1647 den theologischen Doktorgrad verlieh. Ab 1639 hatte er auch das Predigtamt als Archidiakon an St. Jakobi inne. Mit seiner Predigttätigkeit wirkte Lütkemann nachhaltig auf seine Schüler Heinrich Müller, Christian Scriver und Johann Fabricius. In diese Jahre fällt ein Konflikt, der ihn schließlich veranlaßte, das Angebot Herzog Augusts d. J. von Braunschweig-Wolfenbüttel, als Oberhofprediger und Generalsuperintendent nach Wolfenbüttel zu gehen, anzunehmen. In diesem Konflikt ging es um die Frage, ob Christus während seines Todes zwischen Karfreitag und Ostern wahrer Mensch gewesen sei. Der Theologe Johann Cothmann sah in Lütkemanns Argumentation, der diese Frage verneinte, einen Übergriff der Philosophie in die theologische Lehrkompetenz. Ab 1649 amtierte Lütkemann bis zu seinem Tod am 18. Oktober 1655 als oberster Geistlicher des Herzogtums Braunschweig-Wolfenbüttel und Abt von Riddagshausen, wo sein Grabstein noch erhalten ist.
Als Prediger und Erbauungsschriftsteller ist Lütkemann eine herausragende Gestalt in der Theologie- und Frömmigkeitsgeschichte des 17. Jhs. Seine Bedeutung liegt vor allem in der Wirkung seiner Werke, darunter "Vorschmack göttlicher Güte", die Johann Arndts Schrift "Vom wahren Christenthum" zur Seite gestellt werden können und in den Spenerschen Pietismus hineinwirkten.
Wolfgang Sommer
aus: Hartwig, Angela; Schmidt, Tilmann (Hg.): Die Rektoren der Universität Rostock 1419-2000. Rostock 2000 (BGUR 23), S. 105.