Walther wurde am 7. Januar 1846 in Ritzebüttel bei Cuxhaven als Sohn des dortigen Pfarrers geboren, kam 1858 auf das Domgymnasium in Verden an der Aller und studierte 1865-1869 Theologie in Erlangen, Marburg, Tübingen und Göttingen. Im Jahr 1870 wurde er Pastor adjunctus bei seinem Vater, dessen Pfarrstelle er 1873 erhielt. Zum 400. Geburtstag Luthers 1883 fühlte sich Walther von katholischen Polemikern herausgefordert, die Luthers Leistung als Übersetzer der Bibel anzweifelten: Es gab im späten Mittelalter deutsche Übersetzungen der Bibel, denen Luther gefolgt sein sollte. 1889/92 schrieb Walther ein dreibändiges Werk: "Die deutsche Bibelübersetzung des Mittelalters". Sein Ergebnis ist bis heute gültig: Luther war in seiner Bibelübersetzung völlig eigenständig. 1895 wurde Walther Professor für Kirchen- und Dogmengeschichte in Rostock. Zum 400. Reformationsjubiläum 1917 erhielt er in Leipzig und Rostock die Ehrendoktorwürde der Philosophischen Fakultät. Im Jahr 1920 emeritiert, starb er am 24. April 1924 in Rostock.
Walthers Arbeit galt der Reformationsgeschichte. Für die Weimarer Lutherausgabe hat er die Bände 19 (1897) und 23 (1901) bearbeitet, die als vorbildlich gelten. 1901 schrieb er eine Kritik: "Adolf Harnacks Wesen des Christentums für die Christliche Gemeinde geprüft", die 1901 auch in schwedischer Übersetzung in Uppsala gedruckt wurde. 1906 erschien sein Buch "Für Luther wider Rom. Handbuch der Apologetik und der Reformation den römischen Anklagen gegenüber". Es trug mit dazu bei, daß seitdem manche Vorwürfe gegen Luther verstummten. Das Verzeichnis seiner Schriften umfaßt 189 Nummern. In seinen Lebenserinnerungen erzählt er auch vom Rektoratsjahr 1907/08, in dem es unter anderem um die Zulassung von Frauen zum Studium ging.
Gert Haendler
aus: Hartwig, Angela; Schmidt, Tilmann (Hg.): Die Rektoren der Universität Rostock 1419-2000. Rostock 2000 (BGUR 23), S. 193.